Benjamin Wingerter

"Man kommt sich ein bisschen dumm vor"

Wie kann man dieses Spiel bewerten?

0:4, ist fast schon als Klatsche anzusehen. Wenn man die Leistung der Fans und der Mannschaft vergleicht, dazwischen liegen Welten. Daher noch mal ein großer Dank an unsere Fans. Zu unserer Leistung: Sicher wollten wir kompakt stehen, lange die Null halten und - ähnlich wie gegen Schalke - aus einer sicheren Abwehr auf Konter spielen. Aber ich hatte das Gefühl, die ersten drei Bälle, die auf unser Tor kamen, waren direkt drin. Dann haben wir natürlich zu kämpfen.

Hat Sie der Auftritt der Kölner überrascht?

Der Trainer hat uns darauf eingestellt. Wir wussten ja auch aus dem letzten Jahr, dass Fortuna Köln dreckig spielt. Das wollten wir eigentlich auch: Lange Bälle nach vorne, auf den zweiten Ball gehen, jeden Ball attackieren, ihn irgendwo gewinnen und den entscheidenden Ball nach vorne spielen. Aber das, was wir uns vorgenommen haben, haben die Kölner gemacht. Obwohl wir wussten, was sie spielen. Sobald sie gemerkt haben, dass die Abwehr- oder Mittelfeldspieler Druck bekommen, haben sie die Bälle lang nach vorne geschlagen und sind irgendwie hinterher gegangen. Das ist einfach, aber effektiv.

Hat dieses Spiel den Abstand richtig wiedergegeben, der derzeit zwischen einer echten Spitzenmannschaft und Rot-Weiss Essen klafft?

Fortuna Köln hat noch zwei Spiele weniger und ist ganz oben mit dabei. Wir sind nicht angekommen in der Liga, dümpeln im Mittelfeld rum und spielen nicht das, was wir spielen wollen und fahren keine Erfolge ein. Daher war es für die vom Kopf her bestimmt leichter. Aber das Spiel geht bei 0:0 los. So einfach ist es. Da müssen wir uns einfach wehren.

In der Vorsaison war das Stadion Essen eine Festung. Nach den ersten sechs Heimspielen dieser Saison steht gerade mal ein Sieg zu Buche. Ist es für die Mannschaft derzeit eher eine Bürde, vor dieser Kulisse zu spielen?

Nein. Wir hatten das Gefühl, dass es ein bisschen schwerer wird, wenn wir keinen Erfolg haben. Aber gegen Fortuna lag es bestimmt nicht am Publikum. Da lag es an uns alleine. Sensationell, wie die Fans uns unterstützt und gefeiert haben. Da kommt man sich schon ein bisschen dumm vor, weil wir nach dem Spiel nur klatschen konnten. Das war das einzige, was wir da zurückgeben konnten.